Heute startet die offizielle Phase des Präsidentenwahlkampfes 2014. Schon seit Wochen hängen in Kairo an zentralen Plätzen Poster von Feldmarschall Al-Sisi. Sein einziger Konkurrent Hamdeen Sabbahi ist im Stadtbild bislang nicht vertreten. Jetzt stehen in der großen Einkaufsstraße Abbas el-Akkad in Nasr City ein paar verloren wirkende Unterstützer von Hamdeen, schwenken Flaggen und halten zwei Banner. Um sie herum fließt der Verkehr, Fahrzeuge und Fußgänger passieren. Besondere Aufmerksamkeit wird der kleinen Gruppe scheinbar nicht zuteil – zu übersehen ist sie jedoch nicht.
Im Downtown fährt ein Kleinlaster der Konkurrenz mit Al-Sisi Postern und Lautsprechern über den Midan Abdel Moneim Riad. Aus den Boxen wummert die Armeehymne Teslam el-Ayadi. Gefolgt von fünf Tuktuks schlängelt sich die kleine Kolonne durch den Feierabendverkehr.
Am Abend läuft im Fernsehen eine aufgezeichnete 15-minütige Rede von Hamdeen. Al-Sisi ist in ein paar Tagen im gemeinsamen Interview bei den Privatsendern ON TV und CBC. Endlich äußern sich die Kandidaten zu inhaltlichen Fragen: Hamdeen präsentiert einige Programmpunkte, um die Wirtschaft zu stärken und soziale Gerechtigkeit herzustellen. 500.000 Solarmodule will er innerhalb von zwei Jahren installieren, um die Stromknappheit zu bekämpfen. Vielen Aktivisten besonders wichtig: das umstrittene Versammlungsgesetz will Hamdeen wieder abschaffen. Al-Sisi setzt andere Schwerpunkte. Er sieht das starke Bevölkerungswachstum als großes Problem und schwört die Menschen auf harte Zeiten ein. Insbesondere die Sicherheit und die Staatsfinanzen lässt er als Themen erkennen. „Zu Al-Sisi gibt es doch keine Alternative“, gibt sich Medo überzeugt, „Hamdeen holt höchstes ein paar Prozent.“
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