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Aswan, Dezember 2011

Generalverdacht

Spuren der Revolution von Januar 2011

Zwischen Feldern und Felsabbruch der Wüste führt ein Weg entlang. Diesen wollen wir gehen, auf dem Weg zu unserem Reiseziel. Und dann ist er da: ein Mann mittleren Alters mit Flinte. Entgegen der Gepflogenheiten kommt er nicht freudig auf uns zu, als er uns sieht. Er grüßt nicht, sondern bleibt etwas auf Distanz. Was macht er da? „Ist er Polizist?", fragen wir anwesende Kinder. „Nein", heißt es und man zeigt uns geschossene Vögel. Der Mann ist also Jäger. Früher hätten wir uns keine Gedanken darüber gemacht. Heute überlegen wir: Ein Mann mit Waffe, drum herum Felder, kaum soziale Kontrolle. Und die Zahl der Überfälle hat seit der Revolution drastisch zugenommen. Wir drehen um, sicher ist sicher. Das Risiko erscheint uns zu hoch.

Szenenwechsel: Bauern zeigen uns den Weg zur Hütte der Ghafire, die hier eine archäologische Stätte bewachen. Mit dabei haben die Fellachen ihre Sicheln. Die halten sie hinter dem Rücken. Um uns zu zeigen, dass davon keine Gefahr ausgeht? „Wir können doch den Rest des Weges allein gehen", meinen wir. Es ist keine zwei Wochen her, da hatten wir einen Zwischenfall mit einem Sichelmann, der unlautere Absichten verfolgte – uns passierte nichts, aber der Schreck steckt uns noch in den Knochen. Die Farmer bestehen darauf, uns zu begleiten und den Weg zu zeigen. Früher wären wir erfreut gewesen, heute ist uns mulmig. Ein Bauer rechts, einer links. Wir sind unter Höchstspannung, alles genau beobachten. Jede Bewegung, jeden Handgriff. Wenn einer seine Sichel einsetzt... Dabei sind es nette Leute, alles geht gut. Schlimmer Generalverdacht! Der Bereich zwischen Leichtsinn und Paranoia ist nach der Revolution kleiner geworden. Wo genau liegt die Grenze?

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