Luxor, Februar 2010

Systemproblem

Ägyptischer Alltag

Manchmal bin ich ein konservativer Mensch. Ich habe mein System und mag es nicht, wenn man es durcheinander wirbelt. Das hat die Regierung hier gründlich geschafft.

Meine Ägyptenhosen haben mehrere Taschen, in die ich mein Kleingeld verteile. Rechts ein paar 25 pt Scheine, ein paar 50 Piaster-Fetzen. Links ein paar 1 Pfundnoten und einen 5er und einen 10er. So bin ich für alle Fälle gewappnet. Ich muss meinen Geldbeutel nicht rausholen. Dann ginge die Diskussion ja los, ob das Bakschisch reicht, dass ich ja so viel Geld habe usw. Touristenprobleme!

Nun steht die Zeit nicht still. Allah ist immer noch groß, die Pyramiden stehen immer noch und der Plastikmüll fliegt noch überall rum. Aber die ganz kleinen Scheine werden nach und nach durch Münzen ersetzt. Klar, die Vorteile liegen auf der Hand. Münzen zerfleddern nicht, sehen stylish aus, verdrecken nicht. Aber „ya salam“: Sie sind schwer. Und vor allem: es passen locker 10 Scheine in eine Tasche, ohne aufzufallen. Schonmal so etwas mit Münzen probiert? Bei 2 Münzen ist Schluss. Alles klappert, klimpert - bei jedem Schritt. Im Prinzip geht es den Ägyptern ja kaum anders. Und diese Beulen in den Taschen - die Münzen sind vollkommen alltagsuntauglich! Es sei denn, alle stellen sich plötzlich auf Portemonnaies um. Vielleicht kommt das ja in 5-10 Jahren wirklich? Aber jetzt hat mein System ein Problem: was lange funktionierte, taugt nichts mehr. Vielleicht sollte ich mein Portemonnaie jedes mal zücken? Unmöglich! Also auf Plastiktüten umsteigen? Diese Münzen, furchtbar!

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