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Luxor, März 2010

Der Atem des Seth

Ägyptens besondere Orte

Ich sitze im Schatten der Felsen. Oberhalb des Tals der Könige, beim Feldlager der Grabarbeiter. Schatten, endlich. Der Aufstieg war heiß. Jetzt weht eine kühle Brise, sehr erfrischend.

Von Süden ziehen Wolken auf. Dunkel wirken sie über dem Qurn, dem markanten Pyramiden-Berg von Theben West. Aber eigentlich sind sie grau. Mein Schatten ist weg. Der Thotberg gegenüber zeichnet sich im Grau nur noch leicht ab. Vom Hochplateau her ändert sich plötzlich die Farbe, der Himmel wird gelblich. Kanten und Felswände der Wadis verschwimmen. Wind pfeift.

„Sandsturm", denke ich und breche auf. Staubfahnen im Tal der Könige, Touristen flüchten in Gräber. Beim Tempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari trotzen ein paar Verwegene der Natur, das Ramesseum ist kaum mehr zu sehen. Vor ein paar Minuten noch Sonnenschein. Jetzt heult der Wind. Böen pfeifen über den Berg.

Sand prasselt gegen das Gesicht, knirscht zwischen den Zähnen. Staub in den Augen trotz Sonnenbrille, in den Haaren, in der Nase. Es fällt schwer, die Augen offen zu halten. Eng am Berg gehen, nicht mit einer Böe vom Weg abkommen und die Klippe hinunter zu Hatschepsut fliegen. Die Polizeistation auf dem Berg hat Türen und Fenster geschlossen. Die Straßen im Tal sind leer. Den Berg hinunter stolpern. Lieber schnell hinunter, als hier oben einen Unterschlupf suchen. Wasser trinken gegen die Erschöpfung, die Witterung setzt dem Körper zu. Hat Flaschenwasser schon immer so zwischen den Zähnen geknirscht?

Unten angekommen. Qurnet Marai im Staub. Kein Bulldozer zu sehen. Hier weht der Atem des Seth, Gott der Wüste. Herrscher des Chaos, Schöpfer wunderbarer Fotoperspektiven. Alle Ausgräber der archäologischen Missionen sind nach drinnen geflüchtet. Wer legt sich freiwillig mit Seth an? Ich, zähneknirschend, gebe mich ebenfalls geschlagen. Nichts wie ab nach Hause. Nur Memnon sitzt da wie immer. Beinahe göttlich gelassen und nicht aus der Ruhe zu bringen. Endlich einmal keine Touristen...

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Sandsturm im Tal der Könige, Luxor.

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