Ich habe mir einen Stock ausgeliehen. Er ist rund 1,50 Meter lang und hat am unteren Ende einen Ziegenfuß samt Fell, damit ihn das scharfe Gestein nicht so schnell abnutzt. So einen „Schuber" sieht man sonst nur auf dem oberägyptischen Land bei älteren Herrn. Er ist ein Statussymbol, aber man kann sich auch wunderbar auf in stützen - heimlich, versteht sich. Mein „Schuber“ erweist sich als Wunderwaffe. Ich werde kaum nach "Taxi?" gefragt, statt "Motorboot?" höre ich „Nice Schuber!" Es ist möglicherweise etwas ironisch, ich weiß es nicht. An der Ticket-Kontrolle im Tal der Könige ist man so begeistert, dass andere Besucher ohne Kontrolle vorbeirauschen. Erstaunlich wenige Kinder fragen mich nach Bakschisch. Und seinen eigentlichen Zweck erfüllt der Stock auch: bei Problemen mit Hunden strahlt er Sicherheit aus und schafft sie auch. Im Gestrüpp auf dem Weg kann man Schlangen und Skorpione aus sicherer Entfernung aufscheuchen und beim Bergwandern fällt der Auf- und Abstieg durch Geröll leichter.
Ab und an werde ich gefragt, was ich mit dem Stock will. Ich verweise auf die Hunde. Andere fragen, ob alles ok sei - ich kann das bestätigen. Von einem ägyptischen Bekannten werde ich gefragt, ob ich „etwas regeln“ wolle. Da dämmert es mir: In meinem Alter ist man nur mit „Schuber“ unterwegs, um Probleme "zu lösen". Meine bevorzugte Transporthaltung bei Nichtgebrauch deutet auf einen unmittelbar bevorstehenden Angriff hin, lerne ich später. Als ich ein Bauernhaus passiere, brechen die Frauen in nicht zu kontrollierendes Gelächter aus.
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