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Aswan, Dezember 2011

Falafel

Touristen in Ägypten

Jeden Morgen gehe ich zum Ta'ameya-Mann nebenan und kaufe Falafel-Sandwiches zum Frühstück. Jeden Morgen plausche ich nett mit dem Verkäufer, während er mir für 1,25 ägyptische Pfund zwei prall gefüllte halbe Fladenbrote zubereitet. Das ist hier besonders, ein Sandwich sind zwei halbe Brote. Und es schmeckt so gut, dass ich gern auch abends zugreife. Da hat der Onkel Schicht. Fünf Pfund will er für zwei Falafel-Sandwiches. Ich zeige auf die Preisliste und sage "zwei fünfzig". „Nein“, er will fünf. Darauf besteht er. Ich bin erstaunt und erkläre ihm, dass ich seit Tagen jeden Morgen hierher komme und die Preise kenne. „Nein", sagt er und nimmt dann doch mein Geld. Ich bekomme zwei halbe Fladenbrote. Wo das zweite Falafel-Sandwich ist, ich habe doch zwei bezahlt. „1/2 + 1/2 = 2“, erklärt er mir. „Nein", sage ich und rechne vor: „1/2 + 1/2 = 1“, das kaufe ich doch jeden Morgen. Nein, einhalb und einhalb seien hier immer zwei. Neben mir bekommt ein Ägypten für ein bestelltes Sandwich zwei halbe Brote. Ich rege mich auf - und gehe. Am nächsten Morgen berichte ich dem netten Verkäufer. Er entschuldigt sich „tausendmal“ und beteuert, dass zwei Falafel natürlich vier halbe Brote seien. Das sei für alle so und immer und überhaupt. Er will mit dem Onkel sprechen.

Am Abend gehe ich testen, bestelle beim Onkel ein Falafel und bekomme zwei halbe Brote. Die Miene ist eisig. „Geschafft", denke ich. Einen Abend später bin ich hungrig und bestelle zwei Falafel. Es gibt zwei Halbe. Wo die anderen beiden halben Brote seien, frage ich. "Eins, zwei", sagt der Mann und zeigt auf die halben Brote. Zuvor hatte der Onkel noch schnell etwas herüber gerufen. Ich gehe zum Onkel und sage, dass ich doch gestern bei ihm ein Falafel bezahlt und zwei halbe Brote bekommen habe. „Heute sollen zwei halbe Brote dann zwei Falafel sein?“ Das sei immer so, sagt der Onkel und übrigens hätte ich gestern auch zwei gekauft. Ich beteuere, dass es ein Falafel war. Er will mir mein Geld zurück geben und sagt, ich solle verschwinden.

Mir platzt der Kragen. Ich erkläre lautstark mit all meinem Arabisch, dass ich mein bezahltes Essen will. Er will mich rausschmeißen. Das Geschäft füllt sich, die anderen Kunden strömen herbei. Ich beobachte vorsichtiges Nicken bei meinen Ausführungen, dass zwei Falafel in diesem Restaurant noch immer vier halbe gefüllte Brote seien. „Nein", sagt der Onkel. Ich wechsele ins Englische und schreie den Onkel an. Er ist stinksauer und er sitzt am längeren Hebel. Schließlich nehme ich das Geld und verschwinde wutentbrannt.

Am nächsten Morgen ist der nette Mann entsetzt. Er entschuldigt sich „tausendmal“ und will mit seinem Onkel sprechen.

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... dann lieber zur Konkurrenz?

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