Unser Flugzeug befindet sich im Landeanflug auf Kairo, als der Kapitän eine Durchsage macht: „Die Landung verzögert sich, der Flughafen ist derzeit geschlossen. Wir werden ein paar Runden kreisen, dann informiere ich erneut.“ Aus den müden Gesichtern der Fluggäste, darunter viele Ägypter, lässt sich in diesen frühen Morgenstunden keine sonderliche Emotion lesen. „Malesh“, murmelt jemand in der Reihe hinter mir. Zehn Minuten später folgt die nächste Durchsage: „Wir können wegen Nebel noch nicht in Kairo landen. Wir werden eine halbe Stunde kreisen und dann erneut um Landeerlaubnis bitten. Wenn wir nicht landen können, werden wir nach Alexandria umgeleitet.“ Erste Passagiere werden hellhörig. „Iskandereya eh?“, gähnt mein gerade aufgewachter Sitznachbar, „Alexandria was?“ Nach einer halben Stunde informiert das Cockpit: „Wenn Sie auf der linken Seite aus dem Fenster schauen, dann sehen sie herrliches Sonnenwetter. Auf der rechten Seite sehen sie dichten Nebel. Dort liegt leider der Flughafen. Wir haben keine Landeerlaubnis bekommen und fliegen jetzt nach Alexandria. Weitere Informationen folgen.“ Inzwischen ist das Flugzeug erwacht. Erste Handys werden eingeschaltet, Menschen telefonieren mit ihren Angehörigen. „Ich war schon lange nicht mehr in Alexandria am Strand“, scherzt ein älterer ägyptischer Herr mit seinem Sohn. Ein Landsmann nimmt die Neuigkeiten nicht so locker auf. Er positioniert sich im Gang und setzt zu einer lautstarken Erklärung an: „Keiner steigt in Alexandria aus dem Flugzeug, sonst schicken sie uns mit Bussen nach Kairo!“ Seine Erregung steigert sich zunächst noch, als andere Passagiere ihn um Ruhe bitten. Gerade beginnt der Landeanflug. Als am Boden die nächste Durchsage kommt, steht das halbe Flugzeug schon im Gang und entleert die Handgepäckfächer. „Wir haben eine halbe Stunde Aufenthalt, dann starten wir erneut nach Kairo.“ Die englische Durchsage lässt einige Fluggäste verwirrt zurück, es kommt Unruhe auf. Schließlich ergreift ein Mann mittleren Alters die Initiative, geht nach vorn zur Chefstewerdess und macht eine Durchsage auf Arabisch. Sofort ist die Stimmung wieder entspannt. Die Flugzeugtür vorn wird geöffnet, ein paar Fluggäste rauchen. Dann geht es irgendwann wieder los, auf nach Kairo. Der Frühnebel ist verflogen, die Landung gelingt.
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