Ägypten besitzt eine blühende Bürokratie, die ab und an besonders blühende Blüten treibt. Im Alltag gibt es meist die ein oder andere, nicht ganz offizielle Abkürzung. Oder der Apparat führt sich selbst ad absurdum.
Flughafen, Visakontrolle. Der Beamte blättert im Pass, stempelt meine Ausreisekarte. Ein Stempel auf das Visum und ich bin ausgereist. Vor ihm liegt mein Pass mit der Visumsmarke, einmal umblättern zur gestempelten Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung. Er blättert, guckt angestrengt. Ein wichtiges Schnaufen, ein prüfender Blick in mein Gesicht, dann senkt sich der Stempel. Der Holztisch ächzt unter der Wucht des Aufpralls. „Shukran", danke, murmele ich und gehe zur Passkontrolle. Der Beamte winkt mich durch. Ich schaue in meinen Pass, hole Luft, puste den Stempel trocken - halt, wo ist der Stempel? Da wo er sein sollte ist nichts. Gähnende Leere. Ich blättere um zum Verlängerungsstempel für die Aufenthaltsgenehmigung. Die Seite ist ansonsten jungfräulich. Aber der Mann mit den Sternen auf der Schulter hat doch gestempelt? Ich bin ausgereist und verwirrt. Prüfend nehme ich den Pass unter die Lupe. Dann Erleichterung, ich finde den so wichtigen Stempel - auf einer mehrere Jahre alten Visumsmarke, mit der ich längst schon einmal ausgereist bin. Das bürokratische i-Tüpfelchen der Reise, eine volle Packung Ägypten zum Abschied.
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