Kairo, August 2014

Der gute Verteidigungsminister

Ägypten unter Al-Sisi

Unantastbar, Kritik unmöglich, Retter der Nation, Held und bejubelter General. Mit vielen Worten wurde der Sonderstatus des jetzigen Präsidenten Al-Sisi schon beschrieben. In den ersten Monaten seiner Amtszeit hat er „seinem“ Volk viel zugemutet: drastische Preissteigerungen bei Strom, Wasser, Gas und Benzin. Ein Durchgreifen mit eiserner Faust gegen unliebsame Opposition. Den ganzen Sommer über stundenlange Stromausfälle, jeden Tag. Um Geduld hat er gebeten und angekündigt, besser würde es erst nach zwei bis drei Jahren. Es ist ein gewagtes Spiel, für viel Geduld mit ihren Präsidenten sind die Ägypter seit der Revolution nicht bekannt. Das bekommt auch Al-Sisi schon zu spüren: „Langsam beginne ich, Al-Sisi nicht mehr zu mögen“, erklärt Medhat zu meiner Überraschung. Der glühende Unterstützer des Militärs klang noch vor drei Monaten völlig anders. „Er kann vielleicht das Verkehrschaos in den Griff bekommen und den groß angekündigten Ausbau des Suez-Kanals finde ich völlig richtig. Aber die Stromausfälle, die hat Al-Sisi nicht im Griff. Und die Wirtschaft ist ein einziges Drama. Er erwartet zwar Geduld, aber er sagt nicht die Wahrheit. Er weiß nicht, wie er die Probleme lösen soll.“ Auch im Minibus vernehme ich vorsichtig erste kritische Töne, typisch ägyptisch verpackt. Auf die Frage seines Sitznachbarn, was er von der bisherigen Präsidentschaft von Al-Sisi halte, antwortet der Mitdreißiger Mahmoud eindeutig zweideutig: „Al-Sisi war ein guter Verteidigungsminister.“

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