Urlaubszeit. Halb Ägypten strömt nach Aswan. Die Stadt ist bekannt für ihr mildes Winterklima. „Nicht so kalt, nicht so heiß, einfach super“, hatte Tamer mir vorgeschwärmt. Tatsächlich geben sich Reisegruppen die Klinke in die Hand. Die günstigen Hotels sind ausgebucht. Restlos. Mehrere Rucksacktouristen müssen auf Feluken übernachten.
In der Hotelrezeption ist der Ärger groß. Eine Reisegruppe hat ein ***-Hotel gebucht, mit Klimaanlage und allem drum und dran. Jetzt ist sie in einem *-Hotel gelandet, ohne Klimaanlage, ohne TV, ohne viel Schnickschnack. Nach zwei Nächten ist die Stimmung am Boden, man hat nun „die Schnautze voll“ – wie mir der Receptionist hinter vorgehaltener Hand das Schauspiel erklärt. Alle haben ihr Gepäck gepackt, warten in der Lobby. Aufruhr! Die Touristenpolizei soll kommen, der Reiseleiter auf der Stelle Geld zurückzahlen. Und man will ein besseres Hotel. Es wird laut. Ein Brief wird aufgesetzt, an Polizei und Reiseunternehmen. Einige wollen schon einmal zur Polizei voraus gehen. Der örtliche Reiseleiter hält sie davon ab. Kleinere Handgreiflichkeiten. Geschrei. Dann: „yalla“. Das Gepäck wird beherzt gepackt und es geht los - wutentbrannt zurück auf die Zimmer. Der Brief ist fertig, aber jetzt doch eine Lösung gefunden. Aufstand beendet?
Nächster Morgen, Frühstück. „Aish baladi“, leckeres Brot. „Shai“, Tee. Fuul, Marmelade, Käse. Nescafé. Wie das schmeckt! Es wird getafelt, aber wie! Vier Teller gehen zu Bruch. Fuul verteilt sich über den Tisch. Brotfetzen fliegen umher. Marmelade landet auf den Boden. Tee fließt über die Tischdecke. Es sieht aus wie in einem Schweinestall - oder: auf einem Schlachtfeld. Reisegruppen - der helle Wahnsinn.
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